Törntipp St. Lucia



Törntipp St. Lucia

Kommt man in Seglerkreisen auf St. Lucia zu sprechen, dann meist im Zusammenhang mit der seit 1986 alljährlich stattfindenden Atlantic Rallye for Cruisers (ARC), deren Zielhafen Rodney Bay im Nordwesten der Insel ist. Die Marina Rodney Bay ist aber auch bestens als Ausgangspunkt für einen Segeltörn zur Inselerkundung geeignet – oder für einen Oneway-Törn auf eine der anderen karibischen Inseln.
Auf der Charterbasis in Rodney Bay gibt es jede Menge Service: Airportshuttle, Mietwagen, Grundausstattung mit Getränken und deutsche Seekarten sind hier selbstverständlich, auf Anfrage werden auch Landausflüge organisiert. Ganz in der Nähe der Marina gibt es große Einkaufszentren für die Verproviantierung.

Als Einstimmung auf eine Segelwoche mit Inselerkundung segelt man am Besten ein Stück in die karibische See hinaus und wendet sich dann `gen Süden. Entspanntes Segeln, Sichtnavigation – das Gebiet ist für Einsteiger oder Familiencrews bestens geeignet. Ein perfekter erster Stop ist die Marigot Bay, deren Yachthafen als hurrikansicher gilt. Die Bucht diente wegen ihrer Schönheit schon oft als Filmkulisse, für ein stilvolles Essen empfiehlt sich das „Discovery“ von wo aus man einen schönen Blick über das gesamte Areal hat.

Delphinwatching kontra Meilenschläge am nächsten Tag – und am Abend kann man in Anse Chanstanet vor Anker gehen. Wer statt Bordküche lieber im Restaurant essen möchte, setzt mit dem Dinghi über. Das Lokal sowie die kleine Tauchbasis in der Bucht gehören zum Resort Anse Chastanet, Segler sind hier gern gesehene Gäste, sofern sie in angemessener Kleidung anlanden. Das auf dem Berg gelegene Hotel Jade Mountain samt Anlage ist schon wegen seiner Architektur einen Besichtigungsrundgang wert, doch wer dort speisen möchte, sollte die Kreditkarte nicht vergessen …

Rechts und links der Bucht befinden sich zwei schöne Schnorchelreviere, die für ihren Fischreichtum bekannt sind, auch Wasserschildkröten gibt es im Revier. In der Tauchbasis kann man Schnorchelzubehör und Unterwasserausrüstungen ausleihen, doch Achtung – Tauchgänge auf St. Lucia sind generell nur mit Guide erlaubt, für selbständige Tauchgänge benötigt man eine behördliche Genehmigung. (Für Mietwagen ist übrigens auch eine spezielle „Inselfahrerlaubnis“ Vorschrift, diese wird für ca.15 Euro bei Anmietung eines Fahrzeugs mit ausgestellt).

Wer es schafft, bei Anse Chastanet in der Früh gegen 5.30 Uhr den Anker zu lichten, organisiert sich das absolute Fotomotiv, wenn er bei 4 Knoten Fahrt auf etwa 210° Kurs vorhält, denn dann erlebt er den karibischen Sonnenaufgang genau zwischen den beiden Pitons. In den Monaten Mai und Juni sollte der Navigator bei seinen Berechnungen zum Sonnenaufgangstrip allerdings den in dieser Zeit kräftigen Gegenstrom beachten.

Für Interessenten am original kreolischen Lifestyle empfiehlt sich danach ein Ankerstopp bei Soufriere. Dinghiplätze am Steg gibt es reichlich, und da eine Tankstelle direkt am Ufer ist, ist Soufriere besonders geeignet um zum Beispiel den Kanister für den Außenborder nachzufüllen.

Das gesamte Ortsbild ist geprägt von kreolisch-ländlicher Idylle, Gelassenheit zeichnet die Menschen aus, die vor ihren Häusern oder in den Grünanlagen sitzen. Als Geheimtipp für ein echt kreolisches Essen gilt das Minirestaurant im Wohnzimmer von Rastafari Jah Lambs, wo es vegetarisch-ökologische Gemüsepizza und andere Spezialitäten für 5-6 Euro inklusive Getränk gibt. An guten Tagen verkauft Lambs, den man in einem grünen Haus in der High Street No.7 findet, bis zu 100 Portionen.

Ballembouche Bay bei 13°45,2 N 61°01,5 W ist ein geeigneter Ankerplatz für die nächste Nacht. Das Gebiet rund um die Bucht ist in Privatbesitz. In vierter Generation wird die ehemalige Plantage heute als Naturreservat betrieben, Reste einer alten Zuckermühle und ein vielfältiger Baumbestand schaffen eine verwunschene Atmosphäre. Die deutschen Besitzer wohnen auf dem Gelände, nach vorheriger Anmeldung werden Führungen, Dinner oder Lunch organisiert.

Fünf Seemeilen weiter südlich hat man auch schon die Südspitze der Insel erreicht, der Leuchtturm Mathurin Point lässt grüßen. Hier ist eine Skipperentscheidung notwendig, die direkt mit der Leistungsfähigkeit der Crew zusammenhängt: Als Training für Atlantik-Querer mag eine Rundung über die Ostseite willkommen sein, doch auch das ist nur im Sommer ratsam, irgendwo zu ankern ist bei planbaren zwei bis vier Metern Schwell unmöglich; praktisch und auch laut Seekarte gibt es keinen geeigneten Platz. Wenn im Winter der NNO bläst, dann sollte man doch lieber wie 95 Prozent aller Segler auf der Leeseite St. Lucias auch wieder gen Norden zurück segeln.

Als unabdingbares Etappenziel der Westseite ist Castries, die Hauptstadt der Insel zu empfehlen. Im großen Stadthafen gibt es Anker- und Kaiplätze, mehrmals in der Woche legen hier große Luxusliner an. Dann überschwemmen Touristenscharen die Stadt und in der Markthalle, wo man Samstags auch Fisch und Gemüse bekommt, herrscht Hochbetrieb. In Castries hat die Coast Guard ihren Stützpunkt, die auf Kanal 16 rund um die Uhr zu erreichen ist. Von See kommend liegt an backbord eine kleine Bucht, in der man etwas ferner vom Cityrummel ankern kann, dort findet man auch das unter Insidern für seine frischen Fischgerichte bekannte Restaurant Coal Pot.

Ist man an einem Freitag auf der Suche nach einer Ankerbucht für die Nacht, empfiehlt sich die Anse la Ray, bei 13°56,5 N 61°02,5 W. Der Ort ist Freitag Treffpunkt Einheimischer jeden Alters. Rund um die Frontstrasse sind Verkaufsstände aufgebaut, wird musiziert, getanzt oder Karten- und Black Gammon gespielt, alles unterm Sternenhimmel. Maiskolben, Maisfladen, Lobster und Fische liegen auf dem Grill, Karaoke-Sänger und Tänzer wechseln sich ab, traditionell, laut und quirlig bunt feiert man „in das Wochenende hinein“. Wir haben am „Fish- Friday“ viele neue Eindrücke gewonnen, die Loschies, wie sich die Einheimischen selbst bezeichnen, sind ein offenes, gastfreundliches Volk und immer zu einem Schwätzchen mit Fremden bereit. Interessant war auch, dass wir sowohl auf dem Markt als auch von den Fischern immer wieder auf unsere politische Einstellung angesprochen wurden, “wollen die Germans auch Obama“ war eine der häufigsten Fragen.

Für unseren letzen Tag auf St. Lucia wählen wir als Ankerplatz die Bucht vor Pigeon (Tauben-) Island. Auf dem Schlag dorthin sichten wir kleine Pilotwale, die zur Gruppe der kurzschnäuzigen Delphine gehören und in der Caribbean Sea leben. In den Monaten Dezember bis März verweilen auch große Walarten zur Aufzucht ihrer Jungen in der Gegend. Hier im Norden gibt es lange weiße Sandstrände. Wir haben im Sandals Grande, dem Hotelkomplex, der fast die ganze Bucht einnimmt, ein Tagespaket für Gäste gebucht. Von 10 bis 18 Uhr sind wir für 120 US $ all inclusive Gäste der exquisiten Anlage. Gratis schauen wir einer Hochzeitszeremonie zu, von denen man laut Aussage des Managers allein in diesem Hotel rund 40 im Monat organisiert. Während sich das Brautpaar auf ein Candellight Dinner am Strand vorbereitet, verlassen wir satt und feucht fröhlich kurz vor Sonnenuntergang das Resort und wandern zum Pigeon Piton hinauf. Auf den Mauerresten des alten Ford Rodney sitzend, genießen wir 109 Meter über dem Meer den Rundblick, den Sonnenuntergang und den letzten Abend auf St. Lucia.

Autorin Kerstin Hahn schrieb diesen Bericht im November 2008

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